Vergoldung der Umwelt

Manifest zur Aktion "Vergoldung der Umwelt" von Bazon Brock und Hermann Goepfert, Bild: Frankfurt am Main 1962.
Manifest zur Aktion "Vergoldung der Umwelt" von Bazon Brock und Hermann Goepfert, Bild: Frankfurt am Main 1962.

Donnerstagsmanifest mit Hermann Goepfert: Zielstrebige Aufhebung des Lokalkolorits in Gold

Manifest zur gleichnamigen Aktion auf der Hauptwache Frankfurt am Main, 1962.

Hermann GOEPFERT und Bazon Brock diskutierten mit Laufpublikum kunst- und gesellschaftspolitische Fragen: vor allem die damals noch völlig unverständliche Auffassung, daß „eine bestimmte ,Reaktion des Publikums“ (siehe Manifest) ein Ereignis zum Kunstwerk machen kann. Die Bedeutung der Rezeptionsweisen des Publikums wurde demonstriert, indem die zufällig vom Publikum mitgebrachten Gegenstände (Eingekauftes und Angezogenes) vergoldet wurden - mit Bronze aus der Sprühdose. Da man gerne (damals wie heute) künstlerische Tätigkeit als „Vergoldung der Lebenswelt“, als „Erhöhung“, als „Wertschöpfung“ zu betrachtcn geneigt ist, wurde das Publikum anhand der im wörtlichen Sinne vergoldeten Gegenstände darauf hingewiesen, daß die Gegenstände (so golden sie auch seien) erst durch die Art, wie man mit ihnen umgeht und wie man sie bewertet, Bedeutung für Menschen erhalten. Der Hinweis scheint verstanden worden zu sein. Monate nach der Aktion (bei Gelegenheit anderer Donnerstagsmanifeste zur Avantgarde-Ideologie, zur Tierfreundfrage, zum Terrorismus der Befehlsnormen im Alltag usw.) wurden einige vergoldete Objekte mit beigefügten Dokumenten geleisteter Rezeption übergeben. Nur ein Objekt, ein vergoldetes Brot, landete im Kunsthandel, wohin es nun wirklich nicht gehörte. Wolf VOSTELL hat Jahre später die Brotvergoldung nachgeholt, mit welchem Resultat, ist nicht bekannt.

Die Donnerstagsmanifeste

Vergoldung der Umwelt, Hauptwache Frankfurt am Main, 1962.


'Ihr Tauben, man will Euch böse!'

Hauptwache Frankfurt am Main 1962; Text dieses, mit Hermann GOEPFERT und Rochus KOWALLEK verfaßten (roten) Donnerstagsmanifestes: "Seid Ihr auch taub, so braucht Ihr doch nicht stumm zu sein. Sonst wird es Euch schlecht ergehen. Seid einig und fröhlich. Seid schön für die Dichter, unnahbar für den Rest. Kein Volk aber hat mehr Recht, seine Tauben zu feiern als das deutsche."

Das deutsche Tier und sein Herr

Kunstkabinett am Steintor in Hannover am 20.9.1963 und im Musee d'Art Moderne, Paris (Biennale der Avantgarde unter Leitung von Jean TARDIEU), Oktober 1963.

Heia Safari – Bazon Brock im Zoo

Frankfurt am Main, 1962/63: Zur Einschätzung der Ausgangslage sei daran erinnert, daß der damalige Fernsehnoah, Prof. B. GRZIMEK, Direktor des Frankfurter Zoos war. Er hat das Angebot Brocks, als Zoo-lnsasse Schutzbedürftigkeit der Menschen zu demonstrieren, nicht angenommen.