Buch Die Welt zu Deinen Füßen

Den Boden im Blick: Naturwerk - Kunstwerk - Vorwerk

Die Welt zu Deinen Füßen, Bild: Titelseite. + 6 Bilder
Die Welt zu Deinen Füßen, Bild: Titelseite.

Den Boden im Blick
Warum küßt der Papst den Boden?
Warum werden rote Teppiche ausgerollt und Blumen gestreut? Wurden Sie auch schon mal ermahnt, hübsch auf dem Teppich zu bleiben oder hat man Ihnen bereits die Welt zu Füßen gelegt.

Offensichtlich hatte der Boden, auf dem wir stehen, immer schon eine elementare kulturelle Bedeutung. In Antike und Mittelalter bildete man kosmische Ordnungsvorstellungen, Weltmodelle und die Ornamente der Schöpfung auf dem Boden ab. Die Aufmerksamkeit für den Boden schwand gerade dadurch, daß man ihn in den modernen Zivilisationen von Unrat und Unebenheiten befreite, ihn betonierte und aphaltierte. Die zivilisatorische Uniformierung unserer Böden hat inzwischen eine Gegenbewegung hervorgerufen.
In Architektur und Design richtet sich heute der Blick wieder auf den Boden.

Zu den Trendsettern in diesem Bereich gehört der Teppichbodenhersteller Vorwerk, der mit Künstlern wie Robert Wilson, Rosemarie Trockel und Jeff Koons völlig neue Wege in der Bodengestaltung beschreitet.

Der bekannte Alltagsästhetiker Bazon Brock nimmt in zwölf Kapiteln je einen Entwurf aus Vorwerks Flower Edition zum Anlaß, um an Beispielen aus der Kunstgeschichte, der Architektur und Kultivierung der Natur die Welt zu unseren Füßen zu thematisieren.

Erschienen
01.01.1999

Autor
Brock, Bazon

Herausgeber
Vorwerk-Teppichwerke in Hameln

Verlag
DuMont

Erscheinungsort
Köln, Deutschland

ISBN
3-7701-4483-X

Umfang
239 S. : überw. Ill. ; 29 cm

Einband
Pp.

Seite 144 im Original

[Der Teppich als Schlachtfeld des Rosenkrieges]

Abbildung:

Tête à Tête, aus: Marriage à la mode, William Hogarth, 1743, London, National Gallery.

Der Seelenhirte kapituliert vor der Aufgabe, die moderne Ehe noch unter das Sakrament zu stellen. Der Teppich wird zum Schlachtfeld des Rosenkrieges.

"Es war, als hätte er sich aufs neue in sie verliebt. Alles erschien frisch und herrlich ... Der Abend war warm und still ... Verträumt sagte er Christine, sie könnten jetzt in der Provence sein oder sonst irgendwo in einem großen Schloss am Ufer eines Sees. Er sagte ihr, sie sei ein süßes und herrliches Kind. Er sagte ihr, er habe sie schmählich behandelt, doch wolle er sein ganzes weiteres Leben ein Teppich sein - nicht rot, denn gegen diese Farbe protestierte sie -, ein Teppich für ihre Füße. Er sagte ihr noch viel mehr. Doch am Ende der Woche sagte er ihr bereits wieder, sie solle ihm die Pantoffeln holen." (Cronin, Joseph; aus: Die Zitadelle, 1937)